Dr. Christian Härtwig stellt am 18. September 2015 auf dem DGPs Meth-Eval-Kongress in Jena seine Multimethodale Längsschnittstudie zu einem Programm der beruflichen Kursbestimmung und Selbststeuerung vor.
Durch die Einführung neuer Studienstrukturen und den fortschreitenden Wandel der Arbeitsgesellschaft ergeben sich für Bachelor-Studierende besondere Herausforderungen, einen für sie passenden Berufseinstieg zu finden. Gerade für Geistes- und Sozialwissenschaftler, in deren akademischer Ausbildung ein eindeutiger Berufsbezug oft fehlt, ist die Entwicklung einer klaren beruflichen Zielsetzung wichtig, aber schwer. Zudem erfordert die Arbeit in diesem Bereich ein hohes Maß an beruflicher Zielorientierung, Selbststeuerung, Flexibilität und eine selbstständige Weiterentwicklung der eigenen Beschäftigungsfähigkeit. Das Programm „KOMPASS zur beruflichen Kursbestimmung und Selbststeuerung“ der FU Berlin unterstützt Studierende bei der Entwicklung beruflicher Ziele und eines reflexiven Umgangs mit sich und ihrer Umwelt.
In der vorliegenden Studie wird untersucht, inwiefern KOMPASS Studierende bei der Klärung und Konkretisierung beruflicher Ziele unterstützt und welche Formen der Zielveränderung es innerhalb des Programms gibt. Dazu wurde eine Fragebogen-Längsschnittstudie über drei Studienjahre mit den KOMPASS-Teilnehmern durchgeführt, die mit einer Online-Kontrollgruppe ohne KOMPASS und einer Online-Kontrollgruppe mit berufspraktischen Erfahrungen verglichen wurden. Mit den Teilnehmern der ersten KOMPASS-Kohorte wurden außerdem qualitative Interviews zu Beginn und zum Ende des Programms durchgeführt.
Die Wirksamkeit des Programms zeigt sich anhand mittlerer bis hoher Effektstärken in den Untersuchungsdimensionen der Zielklarheit, Zielveränderung, Laufbahnproblembelastung und des Explorationsverhaltens; die Veränderungseffekte liegen deutlich über jenen der beiden Kontrollgruppen. Innerhalb von KOMPASS können neun empirische Typen mit verschiedenen Formen der reflexiven Zielveränderung identifiziert werden. Die Triangulation der Ergebnisse zeigt korrespondierende quantitative Unterschiede zwischen den qualitativen Typen. Neben methodischen und theoretischen Implikationen werden Optimierungsvorschläge für KOMPASS sowie Ansätze zur Verbesserung der Berufsvorbereitung im Bachelor diskutiert.
Schlüsselwörter: Zielklarheit, Laufbahnberatung, Evaluation, Qualitative Typenbildung, Triangulation, Bachelor, Bologna, Berufliche Entwicklung, Coaching, Employability, Berufseinstieg, Work-Life-Balance
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