Published On: 6. Oktober 2016By

Dr. Christian Härtwig präsentiert am 07.10.2016 auf dem 4. Symposium der Arbeitszeitgesellschaft in Dortmund unsere Studie „Schichtrotation und Tätigkeitsspektrum – Evaluation und Gestaltungsebenen von Arbeits(zeit)modellen im Abschnittsdienst der Polizei“.

Die Planung und Gestaltung von Arbeitsinhalten, Arbeitsorganisation und Arbeitszeit wird bei der Polizei regelmäßig kontrovers diskutiert – vor allem dort, wo hohe und wechselnde Belastungen, Einsätze rund um die Uhr, begrenzte Personalkapazitäten sowie ein stetiger demografischer Wandel der Belegschaft zusammenfallen. Dies trifft besonders auf den Abschnittsdienst der Polizei Berlin zu. Auf den 37 Dienststellenabschnitten wurde über lange Jahre ein schnellrotierendes Schichtsystem mit kurzer Regenerationszeit und schnellem Neueinstieg in den Schichtzyklus praktiziert, was erhebliche ergonomische Probleme mit sich brachte.

Zur Belastungsreduktion wurde von der Polizei Berlin ein Arbeitszeitmodell anderer Organisationseinheiten auf den Abschnittsdienst übertragen. In einem quasi-experimentellen einjährigen Probelauf wurden das übernommene Schichtmodell sowie parallel ein neue Tätigkeitszuschnitt getestet. Mithilfe einer querschnittlichen Online-Befragung in 5 Untersuchungsgruppen, an der 3.090 Beschäftigte teilnahmen, wurde der Probelauf in Hinblick auf spezifische Belastungen und Aspekte der Arbeits(zeit)gestaltung, die psychische Beanspruchung der Beschäftigten sowie Beanspruchungsfolgen, Arbeitszufriedenheit, Wohlbefinden, Bewältigung dienstlicher Anforderungen und Gesundheit anhand einschlägiger Instrumente ex-post evaluiert. Da die Beschäftigten durch das Evaluationsdesign in Untersuchungsgruppen und Abschnitten „genestet“ waren, wurden Vergleiche sowohl auf der Ebene zwischen den Untersuchungsgruppen, als auch auf Ebene innerhalb der Gruppen zwischen den jeweiligen Dienststellen durchgeführt.

Aus arbeitswissenschaftlicher Perspektive zeigten sich in allen Arbeitszeitregelungen sowohl Stärken, als auch deutliche Schwächen. Entsprechend uneindeutig waren die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung. Während der neue Tätigkeitszuschnitt wenig kritisiert wurde, führte die neue Arbeitszeitregelung nicht zu den erhofften Verbesserungen – allerdings ohne systematische Vorteile für die alte Regelung. Unterschiedseffekte zwischen den Arbeits(zeit)modellen bezogen sich v.a. auf Freiphasen, die Bewältigung des Arbeitszeitwechsels und die empfundene Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Während andere Modelleffekte gering blieben (z.B. bezogen auf Gesundheit, Schlaf, Wohlbefinden, Leistung), zeigten sich überraschend deutliche Unterschiede innerhalb derselben Modelle zwischen den jeweiligen Abschnitten, v.a. in Hinblick auf Flexibilität, Autonomie in der Schichtplanung und zeitliche Entscheidungsspielräume. Neben der Frage nach einer allgemein geregelten, ergonomisch günstigeren Arbeitszeitlösung rücken daher auch die Realisierungsstrategien einer gesunden, effizienten und innovativen Arbeits(zeit)gestaltung auf den Dienststellen unter Einbezug der Beschäftigten in den Fokus der Betrachtung. Neben der Optimierung der jeweiligen Modelle wird daher empfohlen, die Führungskräfte und Beschäftigten für eine gesunde, belastungs- und vereinbarkeitsorientierte Arbeits(zeit)gestaltung zu sensibilisieren, sie verstärkt einzubinden und den gegenseitigen Austausch zu fördern.

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Systemische Gestaltung guter digitaler Arbeit

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